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Abschnitt: Die geologische Feldarbeit |
Geologische Zielsetzung Professor Ganssers Pionierarbeit Leben und Umwelt in Bhutan Von der Religion geprägte Kultur |
Die Feldarbeit
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Geologische Zielsetzungen
Im Himalaya finden sich viele Indizien, die auf die noch anhaltende Hebung des Gebirgszugs hindeuten. Gleichzeitig werden die Berge aber auch abgetragen, was sich auf das Leben der Menschen viel stärker auswirkt als die Hebung. Das wissenschaftliche Ziel unserer Expeditionen war, in einem geologisch nur wenig erforschten Gebiet Prozesse der Gebirgsbildung zu studieren. Wir wollten ebenfalls untersuchen, wie sich die Hebung der Berge auf das Klima und die Biosphäre auswirkt und wie diese Faktoren ihrerseits den Hebungsverlauf des Gebirges beeinflussen. Solche Verknüpfungen und Rückkopplungseffekte von Klima und Erosion (exogene geologische Kräfte) mit Prozessen, die in der Erdkruste stattfinden (endogene geologische Kräfte), wurden erst in jüngerer Zeit von Erdwissenschaftlern studiert. |
Professor Ganssers Pionierarbeit
Die einzige wissenschaftliche Unterlage, die wir für unsere Feldarbeit verwenden konnten, war die geologische Karte des berühmten Himalayageologen Augusto Gansser 1, der von 1958 bis 1977 Geologieprofessor an der ETH Zürich war. Gansser wurde von Fritz von Schulthess der königlichen Familie Bhutans vorgestellt. Mit der Zeit entstand ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Gansser und Seiner Hoheit, König Jigme Dorje Wangchuck. 2, 3 Aufgrund dieser persönlichen Beziehungen konnte er mehrere Male dieses faszinierende Land besuchen und erforschen. |
Geologische Karte von Bhutan
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Erst viel später, Anfang dieses Jahrzehnts, konnten westliche Geologen erneut nach Bhutan reisen. Mit Hilfe von Lisina Hoch, der Tochter von Fritz von Schulthess, und ihrem Mann Frank Hoch, sowie Dank einer Bekanntmachung mit Mitgliedern der bhutanesischen Regierung durch den inzwischen leider verstorbenen Charles Hollister (einem langjährigen Freund der Familie Hoch) gelang es Prof. Lincoln Hollister von der Universität Princeton (USA), nach jeweils mehrjähriger Anlaufzeit in den Jahren 1993, 1996 und 1999 Expeditionen nach Bhutan durchzuführen, an denen auch ich teilnehmen konnte. Selbst wenn unsere Beobachtungen in einzelnen Bereichen von denen Ganssers etwas abweichen, ist seine Leistung mehr als bewundernswert: Im Rahmen von vier Feldkampagnen gelang es ihm, das ganze Land geologisch zu kartieren, ohne sich auf eine Infrastruktur oder auf topographische Karten stützen zu können. Dazu wurde seine Arbeit durch die dichte Vegetation und die Abschirmung vom Ausland erschwert. |
Expeditionsrouten |
Galerie: Die Menschen in Bhutan |
Leben und Umwelt in Bhutan
Auf beiden Expeditionen waren wir vor allem in einer ersten Phase zu Fuss unterwegs, um schwer zugängliche, geologisch interessante Stellen zu erreichen. Im zweiten Teil konzentrierten wir uns dann auf die mit dem Auto erreichbaren Orte. Beide Male durchquerten wir die Region Bumthang, die mitten in Bhutan liegt ( vgl. Karte). Bumthang war seit jeher die Geburtsstätte von Königen, Gelehrten und Heiligen. Viele Tempel, wahre architektonische Juwele, wurden als Zeichen der Verehrung durch die Jahrhunderte hindurch errichtet. Weit oben in den von Nebel eingehüllten Bergen des Bumthang gibt es im dichten Dschungel Orchideen, Rhododendren, blauen Himalaya-Mohn und sonst wenig verbreitete tropische Pflanzen in Hülle und Fülle. Auch seltene Tiere wie Goldener Langur (Presbytis geei), Blauschaf (Pseudonis nayaur), Schwarzhalsiger Kranich (Grus nigricollis), Takin (Budorcas taxicolor) und Schneeleopard (Panthera unicia) haben wir in diesen einsamen Gebieten beobachten können. Einige Bhutanesen werden gerne erzählen, dass dort ebenfalls der Yeti lebt. Beide Expeditionen hatten ihre Eigenheiten: Auf der ersten war es vor allem der Regen, der uns auf Schritt und Tritt begleitete, bei der zweiten wurden wir von Tigern verfolgt. Auf einigen der über 4000 m hohen Punkte, die wir auf unseren geologischen Streifzügen erreichten, hatten wir das Glück, über die Wolkendecke zu gelangen, was uns eine atemberaubende Sicht auf schneebedeckte, in den blauen Himmel ragende Gipfel am Rande zu Tibet erlaubte. |
Ein Blick nach Tibet
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Obwohl während der Monsunzeit im Herbst die üppig bewachsenen Berge die meiste Zeit von dichtem Nebel umhüllt sind, hat diese Jahreszeit vor allem im Erntemonat Oktober auch ihre schönen Seiten. Während in den Niederungen die Reisfelder noch immer sehr grün sind, ernten die Frauen im Hochland die rotbraunen Buchweizenfelder mit Hilfe von Sicheln. Die reifen, knöterichartigen Pflanzen werden auf Bambusmatten gedroschen und anschliessend im Wind die Samen von den leeren Hülsen getrennt. Auf den Häuserdächern legen die Frauen rote Pfefferschoten zum Trocknen aus, auf den Nachbarfeldern brechen die Männer den Boden mit hölzernen Pflügen um. |
Typisches Haus |
Wie die Menschen in James Hiltons Shangri La, leben auch die Bhutanesen einfach und bescheiden, abgeschieden von den Einflüssen der modernen Technologie, oft einige Tagesmärsche vom nächsten Arzt oder der nächsten Schule entfernt. Der Alltag wird von den Naturkräften bestimmt. Selbst wenn die Menschen hier hart arbeiten müssen, scheinen sie unbelastet und frei zu sein. Trotz des sehr geringen Durchschnittseinkommens gibt es in Bhutan weder Armut noch Hungersnot, und der Lebensstandard ist vergleichsweise höher als in den Nachbarsländern. |
Von der Religion geprägte Kultur
In ehrwürdigen, vom mystischen Nebel des Himalaya umhüllten Klöstern hatten wir das Glück, einigen religiösen Festen beiwohnen zu können. Wir waren Zeugen von uralten Tänzen in ebenso alten Kostümen und Masken. Unter einem schwarzen Himmel, der mit schwerem Regen drohte, im fahlen Licht einer einzigen Öllampe bewegten sich die Gestalten. Fantastische tierähnliche Kreaturen, sowohl gute als auch böse Geister, Könige und Narren schwirrten tage- und nächtelang umher, nur von monotonen Gesängen der Mönche und Klängen der Trompeten, Trommeln und Gongs begleitet. Kulturelle Erlebnisse klar von den beruflichen Aufgaben zu trennen war nicht einfach, bilden doch das weltliche und das religiöse Leben in Bhutan eine Einheit. Ähnlich schwierig war es oft für uns, die geologischen Prozesse, die dem Erdinnern zugeordnet werden müssen, von den oberflächennahen zu unterscheiden. Wir stellten uns die Frage, inwiefern der Regen die Bewegungen, also das "Leben" der Berge, beeinflusst, und umgekehrt, wie die Berge das Klima beinflussen. Die Antwort auf die zweite Frage ist leichter zu finden als auf die erste, vielleicht auch deshalb, weil diese bislang noch nicht so oft gestellt wurde. |
Kloster Karney Gonpa
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Abschnitt: Die geologische Feldarbeit |