Geophysikalische Erkundung
in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach
(Franken)

2/3. Oktober 1997
Ch. Hübner S. Giese Ch. Lindenbeck

Einführung und Fragestellung

Angewendeten Verfahren

Ergebnisse und Interpretation

Impressionen im Kreuzgarten

Weitere Informationen

Pater Franziskus gehört dem Benediktinerorden in Münsterschwarzach an. Er stellte ausführliche Überlegungen zur Ausrichtung von mittelalterlichen Klosterkirchen an. Eine Zusammenfassung dieser Forschungsarbeiten findet sich in:

Eckstein, R., Büll, F. & Hörning, D. (1995): Die Ostung mittelalterlicher Klosterkirchen des Benediktiner- und Zisterzienserordens.- Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens, 106, Bayerische Benediktinerakademie, (EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien).

Die Ausrichtung der Kirchen erfolgte nicht exakt in östlicher Richtung. Die Baulinie richtete sich nach dem Aufgangspunkt der Sonne am Tage des Kirchenpatrons (Patrozinium). Wurden bei der Erweiterung einer Kirche andere Titelheilige gewählt, konnten sich Winkeldifferenzen zwischen den Baulinien ergeben.

Es gibt vielfältige Komplikationen bei der genauen Rekonstruktion der Zusammenhänge: Die Ablösung des Julianischen- durch den Gregorianischen Kalender (Konzil von Nizäa, 1582) und die damit einhergehende Verschiebung um bis zu 10 Tage muß berücksichtigt werden. Es können auch mehrere Namenspatrone einem Bauabschnitt zugeordnet sein.

Die oben zitierte Arbeit enthält auch eine Schilderung der Verhältnisse in Münsterschwarzach. Die Klosteranlagen der Abtei Münsterschwarzach:

  • Karolingische Kirche (Schiff um 780, Querhaus um 880)
  • Frühromanische Walter-Egbert-Basilika (1023 geweiht)
  • Neumann Basilika (um 1718)
  • Boßlet Kirche (erbaut 1935-1938)

Verschiedene Geophysikalische Verfahren wurden eingesetzt, um im Bereich des Klausurgartens Mauerreste der älteren Bauwerke aufzufinden.

Einführung und
Fragestellung

Auszug aus:
Die Ostung mittelalterlicher Klosterkirchen....

Das natürliche Magnetfeld wird durch Auffüllungen, Hohlräume und Mauerreste verändert. Diese magnetischen Kontraste macht man sich bei der mikromagnetischen Kartierung archäologischer Objekte zu nutze. Eisenhaltige Gegenstände verursachen die größten Feldschwankungen. In der Nähe von Zäune und Leitungen sind die Messungen daher stark gestört. Eingesetzt wird ein Protonenpräzisionsmagnetometer, mit dem das Totalfeld und der magnetische Gradient gemessen werden. Die Messergebnisse werden mit Computerprogrammen bearbeitet um störende Einflüsse abzuschwächen.

Untersuchungsmethoden:

Mikromagnetik

Die geoelektrische Widerstandskartierung wird zur räumlichen Abgrenzung spezifischer Widerstandsunterschiede in einem vorgegebenen Tiefenniveau eingesetzt. Die Leitfähigkeiten des Untergrundes ändert sich durch unterschiedliche Porenvolumina, Wasserführungen und Kornverteilungen. Mit dieser Methode können Auffüllungen, Hohlräume und Mauerreste lokalisiert werden, wenn die unterschiedlichen Leitfähigkeiten ausgeprägt sind.

Geoelektrische
Widerstandskartierung

Die Totalfeldmessung und die Gradientenmessung zeigt auch nach der digitalen Filterung keine relevanten Strukturen. Alle Anomalien sind auf oberflächennahe Störkörper zurückzuführen (Strom- und Wasserleitungen, eisenarmierte Betonplatten). Grundmauern aus Kalkstein (Muschelkalk) hätten unter günstigeren Bedingungen zu einem niedrigen Gradienten gegenüber dem umgebenden Boden geführt.

Ergebnisse der
Magnetikmessungen


Graphik
(46 kByte)

Darstellung der Messergebnisse:


Blauskala: Geoelektrik
Rote Isolinien: Magnetik

Eine langgestreckte ostwest verlaufende Struktur im Nordosten der Fläche hat scheinbare spezifische Widerstände zwischen 600 und 900 Ohm*m. Im zentralen Bereich des Messgebietes tritt eine weitere E-W ausgerichtete Struktur mit scheinbaren spezifischen Widerständen zwischen 650 und 967 Ohm*m auf. Ursache des erhöhten scheinbaren spezifischen Widerstandes könnten sowohl Mauerfundamente, als auch einzelne Gesteinsblöcke sein. Die E-W Ausrichtung der Strukturen deutet allerdings auf Fundamente im verdeckten Untergrund hin.

Ergebnisse der
geoelektrischen
Kartierung


Graphik
(39 kByte)

Geophysik im Klausurgarten

Impressionen aus Münsterschwarzach

Weitere Informationen:


last changes: 28. Nov. 2005
by Ch. Lindenbeck (email)