Neben den etablierten,
auf der Kontinuumsmechanik beruhenden numerischen Modellierungsansätzen
(u.a. Finite-Element Methode (FEM), z.B. ANSYS) sind in jüngerer
Zeit sogenannte Diskrete-Element Methoden (DEM) entwickelt worden,
mit denen sich diskontinuumsmechanische Prozesse numerisch approximieren
lassen. Eine spezielle Form der DEM, die sich auf die Interaktion
von Partikeln einfacher Geometrie (Kugeln) beschränkt,
ist in der kommerziellen Software PFC 2D (Fa. Itasca) implementiert.
Die DEM ermöglicht
im Gegensatz zur FEM eine dynamische Modellierung von Bruchbildung
und -ausbreitung. Mit vergleichsweise hoher Auflösung,
die aus einer Diskretisierung der Modellschnitte in bis zu mehrere
100.000 "Kugeln" resultiert, lassen sich Relativverschiebungen
diskreter Körper bzw. einzelner "Kugeln" darstellen.
Hier besteht weitgehende Analogie zum Verhalten granularen Medien
in sog. Sand-Box-Experimenten. Somit erscheint die DEM zur Beschreibung
der Spröddeformation innerhalb der Erdkruste optimal geeignet.
Allerdings
werden weite Bereiche der Lithosphäre von duktilem Materialverhalten
bestimmt. Für diesen Bereich hat sich eine kontinuumsmechanische
Beschreibung (FEM) bestens bewährt, die durch thermomechanische
Kopplung, strain- und temperaturabhängige Materialbeschreibung
ein hohes Niveau an Detailtreue erreicht.
Eine Kombination
beider Methoden - d.h. die Einbettung kleinerer DEM-Bereiche
in großdimensionale geodynamische FEM-Modelle verspricht
somit "das Beste zweier Welten". Im Rahmen des Projektes
soll deshalb eine Schnittstelle zwischen ANSYS und PFC erstellt
werden. Ein dynamischer, von den aktuellen Zustandsgrößen
abhängiger Spröd-Duktil-Übergang ist mit Hilfe
von Neuvernetzungsalgorithmen zu realisieren. Die methodischen
Fortentwicklungen sollen im zweiten Projektjahr auf diverse
geodynamische Szenarien angewendet werden (Halbgräben,
Kollisionsorogene, Metamorphe Kernkomplexe...), um die Methodik
zu validieren und das Zukunftspotenzial gekoppelter FEM-DEM-Modelle
abschätzen zu können.