Stefan Giese

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Mein Beitrag zum Kolloquium anläßlich des 85. Geburtstags von Herrn Dr. Schmidlin :

In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an den Berufstand der Geologen, Geophysiker und Mineralogen ständig erweitert. Dies hängt besonders mit dem zunehmenden Bedarf an Experten im Umweltsektor zusammen. Auch hat sich die Anzahl der Untersuchungsmethoden rasant vergrößert, was eine komplexere Ausbildung des Geowissenschaftlers erfordert. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung werden im Jahr 2000 rund 1,1 mio. Menschen im Bereich des Umweltschutzes tätig sein. 1990 waren es dagegen nur 40 000 Personen. Geowissenschaftler wirken auch immer häufiger bei der Exploration, Sicherung und Restauration historischer Objekte mit. Hierfür hat sich der Begriff "Archäometrie" etabliert. Dazu gehören z.B. das Auffinden antiker Objekte mit geophysikalischen Methoden (Bodenradar, Flachseismik, Magnetik und Geoelektrik), die Untersuchung der Funde durch beispielsweise RFA und Kathodenluminizens aber auch die Aufnahme von Bodenprofilen oder die Bestimmung der Herkunft von Bausteinen. Es ist also für den "modernen" Geowissenschaftler eine breitgefächerte Ausbildung erforderlich. Das Bild des Geologen als harter Mann und Individualist der im Dschungel nach Rohstoffen forscht gilt bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr, vielmehr ist die Fähigkeit im Team zu arbeiten gefragt. Eine zu hohe Spezialisierung im Studium, wie sie über die Diplomarbeit, die in manchen Fällen wie kleine Doktorarbeiten anmuten, erworben wird, kann bei der Bewerbung um eine Stelle oft hinderlich sein. Eine Spezialisierung erfolgt im Berufsleben zwangsläufig, daher sollte man sich während des Studiums ein breites fachliches Fundament schaffen, wichtig ist auch das Aneignen von Zusatzqualifikationen, wie z.B. Kenntnisse in Betriebswirtschaft oder Verwaltungs- und Umweltrecht.

Hier müßen die Universitäten und Politiker reagieren, ein arbeitsmarkt- und praxisbezogener Untericht ist wichtiger denn je. Ein ständiges Einsparen auf dem Bildungssektor einer führenden technologieorientierten Industrienation, ist wie "das Sägen an dem Ast auf dem man sitzt".

Durch den seit 1.1.93 existieren EG Binnenmarkt hat sich der Konkurenzdruck auf den Hochschulabsolventen erhöht, seine ausländischen Kollegen besitzen häufig auch noch einen Altersvorteil, der bei der Vergabe von ausgeschriebenen Stellen sehr wichtig sein kann. Auf einzelne Stellenangebote z. B. in den geologischen Diensten können über hundert Bewerber kommen.

Zum Teil gibt es in Deutschland auch schon kürzere praxisnahe Fachhochschulstudien wie z.B. der seit dem WS 93/94 existierende Studiengang "Geotechnik und Angewandte Geologie" an der FH Bergbau der Deutschen Montan Technologie (DMT) in Bochum.


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