Mein Beitrag zum Kolloquium anläßlich des
85. Geburtstags von Herrn Dr. Schmidlin :
In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an den
Berufstand der Geologen, Geophysiker und Mineralogen ständig
erweitert.
Dies hängt besonders mit dem zunehmenden Bedarf an
Experten im Umweltsektor zusammen. Auch hat sich die Anzahl der
Untersuchungsmethoden rasant vergrößert,
was eine komplexere
Ausbildung des Geowissenschaftlers erfordert. Nach Berechnungen
des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung werden im Jahr
2000 rund 1,1 mio.
Menschen im Bereich des Umweltschutzes tätig
sein. 1990 waren es dagegen nur 40 000 Personen.
Geowissenschaftler wirken auch immer häufiger bei der
Exploration,
Sicherung und Restauration historischer Objekte
mit. Hierfür hat sich der Begriff "Archäometrie" etabliert. Dazu
gehören z.B. das Auffinden antiker Objekte mit
geophysikalischen
Methoden (Bodenradar, Flachseismik, Magnetik und Geoelektrik),
die Untersuchung der Funde durch beispielsweise RFA und
Kathodenluminizens aber auch die
Aufnahme von Bodenprofilen oder
die Bestimmung der Herkunft von Bausteinen. Es ist also für den
"modernen" Geowissenschaftler eine breitgefächerte
Ausbildung
erforderlich. Das Bild des Geologen als harter Mann und
Individualist der im Dschungel nach Rohstoffen forscht gilt bis
auf wenige Ausnahmen nicht mehr,
vielmehr ist die Fähigkeit im
Team zu arbeiten gefragt. Eine zu hohe Spezialisierung im
Studium, wie sie über die Diplomarbeit, die in manchen Fällen
wie kleine
Doktorarbeiten anmuten, erworben wird, kann bei der
Bewerbung um eine Stelle oft hinderlich sein. Eine
Spezialisierung erfolgt im Berufsleben zwangsläufig, daher
sollte man
sich während des Studiums ein breites fachliches
Fundament schaffen, wichtig ist auch das Aneignen von
Zusatzqualifikationen, wie z.B. Kenntnisse in Betriebswirtschaft
oder
Verwaltungs- und Umweltrecht.
Hier müßen die Universitäten und Politiker reagieren, ein
arbeitsmarkt- und praxisbezogener Untericht ist wichtiger denn
je.
Ein ständiges Einsparen auf dem Bildungssektor einer
führenden technologieorientierten Industrienation, ist wie "das
Sägen an dem Ast auf dem man sitzt".
Durch den seit 1.1.93 existieren EG Binnenmarkt hat sich der
Konkurenzdruck auf den Hochschulabsolventen erhöht, seine
ausländischen Kollegen besitzen
häufig auch noch einen
Altersvorteil, der bei der Vergabe von ausgeschriebenen Stellen
sehr wichtig sein kann. Auf einzelne Stellenangebote z. B. in
den geologischen
Diensten können über hundert Bewerber kommen.
Zum Teil gibt es in Deutschland auch schon kürzere praxisnahe
Fachhochschulstudien wie z.B.
der seit dem WS 93/94 existierende
Studiengang "Geotechnik und Angewandte Geologie" an der FH
Bergbau der Deutschen Montan Technologie (DMT)
in Bochum.
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privaten Homepage von Stefan Giese
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Homepage des Geologischen Instituts