Ungewöhnliche Schalenstruktur bei Ostrakoden
Auftreten und Stratigraphie
Die Ostrakoden treten in einer miozänen lakustrinen Kalk-Mergel Wechselfolge der Cerezo
Fazies (I.G.T.E., 1990) auf. Sie sind in Peloid-Grainestonelagen und Mikrokonglomeraten
angereichert, vereinzelte Exemplare und Ostrakodennester finden sich auch in primären mikritischen palustrinen
Kalken, die häufig Bioturbation aufweisen. Größere Komponenten des Mikrokonglomerats weisen
eine konzentrische Umkrustung auf. Als weitere Fossilien treten in den lakustrinen Kalken miliolide Foraminiferen auf.
Verbreitung und ihre stratigraphische Reichweite der Ostrakoden sind unbekannt. Als Sedimentationsraum kann der
Uferbereich eines flachen Sees in einer Playa angenommen werden. Die Verzahnung mit
einzelnen grobklastischen Schüttungen deutet auf ein lokales Relief und die Ausbildung
alluvialer Fächer hin.
Beschreibung der Strukturen
- Bis zu 7 (8?) Schalen sind perfekt ineinandergeschachtelt.
- Häufig ist ein dünner Mikritsaum zwischen den einzelnen Schalen zu beobachten.
- In vielen Anschnitten ist die Duplikatur noch zu erkennen; die Fortsätze bilden
gemeinsam eine Linie, die als Schalenrand dient.
- Viele der Schalen wurden transportiert und dennoch gut ineinandergeschachtelt erhalten;
die Schalen müssen somit relativ fest miteinander verbunden sein. Dafür spricht
auch die Tatsache, daß Aggregate mehrerer Schalen exakt an der selben Stelle gebrochen
sind.
- Auch zweiklappig erhaltene Ostrakoden mit bis zu 5 ineinandergeschachtelten Panzern
sind erhalten. In diesen findet sich Internsediment, auch Hohlraumgefüge sind erhalten
und dienen als fossile Wasserwagen.
- Einzelne Schalenhälften sind relativ selten, das Phänomen der
ineinandergeschachtelten Schalen scheint einen Großteil der Ostrakodenpopulation
zu betreffen.
- Photos
Wie kommt es zu dieser Schalenstruktur?
Zweiklappige Erhaltung, häufiges Auftreten trotz schlechter Sortierung, Auftreten in situ in
niederenergetischem Milieu (Mikrite) mit erhaltenen primären Hohlraumgefügen, weite
Verbreitung und die perfekte Ineinanderschachtelung ("Sechser mit Zusatzzahl im Lotto")
scheinen eine Entstehung durch mechanische Sortierungsprozesse auszuschließen; ein
Zusammenspülen ist nicht möglich. Es kann sich daher nur um ein biologisches und/oder
taphonomisches Phänomen handeln.
Einige Ideen:
- Meine erste Theorie war, daß die Häutung vor der Bildung eines neuen Carapax nicht
stattgefunden hat! Somit hätten sich die folgenden Generationen innerhalb der
vorhergehenden Generation gebildet, der Weichkörper hätte schrumpfen müssen.
Diese Theorie ist nach Auskunft von Biologen nicht haltbar!?.
- Es bleibt die Möglichkeit, daß sich andere "fremde" Ostrakoden den sicheren Platz in
einem passenden leeren Carapax gesucht haben.
- Vielleicht haben auch Fische mit den Ostrakoden "Puppen gespielt"? - Im Reich der
Toten scheint alles möglich...
- War es doch ein Sortierungsprozeß, und die zweiklappigen Ostrakoden haben sich mit
ihren eingeschwämmten "instars" während der Diagenese geschlossen?
- .....
Weshalb hat sich dieser Organismus ausgebildet? - Was bringt die Schachtelung?
Mögliche Erklärungsansätze:
- Eine mechanische Unfähigkeit, den Panzer abzuwerfen?
- Eine genetische Fehlentwicklung?
- Eine Schutzfunktion als Antwort auf Umweltstress/ökologische
Faktoren/Freßfeinde?
- Haben andere Ostrakoden beim Trockenfallen des Sees in älteren Kameraden
"überwintert"?
Umweltstress könnte verursacht sein durch extreme Lebensbedingungen wie
- Hohe Salzgehalte (erwiesen durch das Auftreten von milioliden Foraminiferen).
- Zeitweises Trockenfallen.
- Biologische Aktivität, d.h. Organismen, welche die Schalen angreifen?
Hierfür spricht das Auftreten umkrusteter Komponenten und der dünne
Mikritsaum zwischen den Schalen.
Weitere Fragen sind:
- Sind überhaupt die Ostrakoden selbst zuständig für dir Schachtelung?
- Wenn ja, konnten sich die Ostrakoden weiterhin öffnen?
- Wie und von was haben die Ostrakoden gelebt? Wie hat sich der Organismus fortbewegt,
bei stetig zunehmender Masse?
- Wie groß ist die räumliche und stratigraphische Verbreitung dieser
Ostrakoden?
Weitere Untersuchungen zu diesem Thema sind in Arbeit und werden hoffentlich bald
veröffentlicht.
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