Zusammenfassung
Tilman Bucher (1997): Die Geologie der Sierra de Santa Casilda
im Nordwesten von Monasterio de Rodilla (Provinz Burgos, Nordspanien).
-Diplomarbeit am Geologischen Institut der Universität Freiburg, 99S.
Nordwestlich von Monasterio de Rodilla (Provinz Burgos, Nordspanien)
wurde ein ca. 6 km2 großes Gebiet
im Maßstab 1:10.000 kartiert. Das Arbeitsgebiet liegt am Kontakt
gefalteter mesozoischer Einheiten des südlichen Basko-Kantabrischen
Beckens zu jungtertiären flachlagernden Einheiten der Bureba; die
Bureba bildet einen Korridor zwischen den tertiären Ebro- und Duerobecken.
Anhand von Profilen wurde die fazielle Entwicklung der marinen Oberkreide
untersucht. Weiterhin wurde die tektonischen Strukturen im Arbeitsgebiet
aufgenommen und mit der Entwicklung im überregionalen Rahmen korrreliert.
Als weitere Schwerpunkt ergaben sich die Bearbeitung tertiärer Paläoböden
sowie die Untersuchung geschachtelter Ostrakodenschalen.
Als älteste Einheiten im Arbeitsgebiet treten mehrer hundert Meter
mächtige Tone und Gipse des Keupers in einer Sabkha-Fazies auf. Dehnungsbewegungen
und Diapirismus in Jura/Unterkreide führten zu Kippschollenbildung
und Erosion bzw. Nichtablagerung des Juras und der unteren Unterkreide
im Arbeitsgebiet. Fluviatile bunte Sande und Tone der Utrillas Formation
(Alb) lagern erosionsdiskordant über den Sedimenten des Keupers. Diese
bilden eine flach nach Norden geneigte Rampe, auf der sich im Cenoman die
Nordkastilische Karbonatplattform nach Süden vorbaut. In der marinen
Oberkreide lassen sich mehrere Transgressions- und Regressionszyklen erkennen,
wobei Ammonitenmergel das Transgressionsmaximum im oberen Cenoman/unteren
Turon belegen. Ansonsten herrschen weitgehend flachmarine Bedingungen während
der Oberkreide, zeitweise kommt es zum Trockenfallen des Arbeitsgebiets.
Anfänglich eher niederenergetische lagunäre Verhältnisse
werden von einem überwiegend hochenergetischen Sedimentationsraum
im Bereich bioklastischer Barren abgelöst. Die jüngsten erhaltenen
Einheiten der Oberkreide werden ins obere Santon gestellt.
Im Rahmen der alpidischen Orogenese werden die mesozoischen Einheiten des Basko-Kantabrischen Beckens im Vorland der Pyrenäen gefaltet und nach Süden auf die gleichzeitig absinkenden Ebro- und Duerobecken überschoben. Alte, überwiegend WNW-ESE streichende Störungssysteme werden reaktiviert und zu Überschiebungen invertiert. Gleichzeitig werden die Sedimente des Keupers mobilisiert; sie dringen entlang von Störungszonen und im Kern einer Antikline im Osten und im Westen des Arbeitsgebiets auf, während der zentrale Teil absinkt. In dem entstehenden Relief kommt es zu Erosion und zur Ablagerung grobklastischer Sedimente in alluvialen Fächern (oberes Eozän bis Oligozän). Diese werden mitverfaltet und durch Bodenbildung überprägt, was zur lokalen Ausbildung massiver laminarer Calichekrusten und gut erhaltener pedogener Strukturen (z.B. Mikrocodium) führt.
Späte, E-W gerichtete Einengungsstrukturen können teilweise durch den Aufstieg von Keuperkissen erklärt werden; weitere dieser Strukturen wurden jedoch vermutlich gebildet, nachdem die San Pedro Schwelle im Untergrund des Duero-Beckens den bis dahin südgerichteten Transport blockiert, und dadurch ein keilförmiges Auspressen des Arbeitsgebiets als Teil der `Plataforma Burgalesa` nach Südosten verursacht hat.
Im Miozän kommt es zum Nachlassen der tektonischen Aktivität. Das bestehende Relief wird in aridem bis semiaridem Klima mit feinklastischen, lakustrinen und evaporitischen Sedimenten in einer Playa im distalen Bereich alluvialer Fächer diskordant eingedeckt. In dieser Abfolge wurde ein erstaunliches Phänomen an Ostrakodenschalen beobachtet. Isolierte Klappen weisen eine perfekte Ineinanderstapelung von bis zu 8 Schalen auf. In geschlossenen, zweiklappigen Panzern wurden bis zu 4 weitere, komplette, in der Größe perfekt passende Individuen beobachtet. Dieses Sortierungsphänomen konnte an einem Großteil der Population beobachtet werden. Eine rein physikalische Anreicherung durch Sortierungsvorgänge kann dabei ausgeschlossen werden, es sind vermutlich biologische und/oder taphonomische Mechanismen maßgeblich daran beteiligt.