Eine mitteldevonische Faunenassoziation aus dem Breuschtal der Nordvogesen

Fototafeln (GIF, 250 kb)

[ A middle devonian faunal assemblage from the Vallée de la Bruche / nothern Vosges (France) ]

von Michael Montenari, Freiburg i. Br.


Veröffentlicht in: N. Jb. Geol. Paläont. Mh., 3, 155-160, 1996, Stuttgart.

© E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung (Nägele und Obermiller)


Abstract

A so far unknown assemblage consisting of brachiopods, bivalves, crinoids and bryozoans of middle devonian age is described from the north of Schirmeck at the Vallée de la Bruche / France. Sediment petrography indicate a hinterland dominated by trachytic volcanism. The sediment is interpretated as a non reworked, proximal clastic shelf facies deposit.

Zusammenfassung

Es wird eine bislang unbeschriebene, mitteldevonische Faunenassoziation, bestehend aus Brachiopoden, Bivalven, Crinoiden und Bryozoen von einer Lokalität nördlich Schirmeck im Breuschtal bekannt gemacht. Aufgrund der Sedimentpetrographie wird ein, durch trachytischen Vulkanismus dominiertes Liefergebiet vermutet. Das Vorkommen wird als eine proximale, klastische, schelffazielle Ablagerung interpretiert.

Résume

Il a été decouvert une association de faunes dévoniennes moyennes non décrites jusqu'alors, composée de Brachiopodes, de Bivalves, de Crinoides et de Bryozoes. Par la pétrographie du sédiment, un lieu de livraison dominé par un volcanisme trachytique, est supposé. Le sédiment est interpreté comme un dépöt du marge continentale clastique.

Einleitung

Im Breuschtal der Nordvogesen treten paläozoische Schichtverbände zu Tage, deren genaue stratigraphische Position sowie fazielle Zusammenhänge noch weitgehend unklar sind. Es handelt sich lithologisch um Abfolgen aus Tonschiefern, Sandsteinen, Mikrokonglomeraten, Konglomeraten, Grauwacken und Vulkaniten. Die intensive tektonische Zerstückelung erschwert bislang die Gliederung nach lithostratigraphischen Gesichtspunkten, doch wurden hier von einer Freiburger Arbeitsgruppe wichtige Ergebnisse bereits erzielt (Gremmelsbacher 1988, Hoffmann 1988, Schneider 1990, Wickert 1980, Wolter 1983). Biostratigraphische Alterseinstufungen liegen bisher nur von wenigen, isolierten Vorkommen vor. So beschrieben Jaeckel (1888), Benecke & Bücking (1898) und Firtion (1957) Riff- bzw. Riffschuttkalke, welche Formen des Givet, u.a. Stringocephalus burtini geliefert haben. Dubois et al. (1955) und Firtion (1957) machten aus Peliten bei Schirmeck Asteroxylon hostimensis bekannt. Hoffmann (1988) konnte bei Muhlbach - sur - Bruche Hyenia elegans nachweisen. Figge (1968) und Blanalt & Doubinger (1973) beschrieben Faunen, welche nach Conodonten dem Oberdevon angehören. Oberdevonische Radiolarien wurden durch Braun et al. (1992) von Urmatt im Breuschtal publiziert. In dieser Arbeit wird eine Assoziation von Brachiopoden, Bivalven, Bryozoen und Columnaliae beschrieben, welche nach den Brachiopoden dem oberen Unterdevon, bzw. unteren Mitteldevon angehört.

Fundpunkt

Die Proben wurden an Lesesteinen ca. 1,5 km N von Schirmeck gewonnen. Am Probenpunkt finden sich z.T. metergroße Blöcke. Die fossilführenden Schichten werden auch an anderen Stellen des Gebietes angetroffen, jedoch ebenfalls nur in Form von Lesesteinen. Der Probenpunkt liegt auf einem kleinen Plateau im Gewann "Schirmeck", etwa 200 m NNE des Höhenpunktes 589 m, etwa 400 m östlich des Basse de la Scierie und ist leicht auf einem Waldweg aus Richtung des Centre Medical von Schirmeck zu erreichen.

Systematische Paläontologie

Brachiopoda Duméril, 1806
Articulata Huxley, 1869
Strophomenida Öpik, 1934
Chonetidina Muir-Wood, 1955
Chonetacea Bronn, 1862
Chonetidae Bronn, 1862
Devonochonetinae Muir-Wood, 1962
Notiochonetes Muir-Wood, 1962
? Notiochonetes skottsbergi Clarke, 1913

Beschreibung

Dorsalklappe flach; Ventralklappe leicht konvex; Pseudodeltidium vorhanden; Schale schwachcostellat mit Ansätzen von Bestachelung - diese jedoch nur selten erhalten. Bemerkung: Es liegt die leicht konvexe Stielklappe mit schlecht erhaltenem Deltidium vor; anterior-lateral ist die radiale Ornamentierung erhalten.
Brachiopoda Duméril, 1806
Artikulata Huxley, 1869
Strophomenida Öpik, 1934
Chonetidina Muir-Wood, 1955
Chonetacea Bronn, 1862
Chonetida Bronn, 1862
Chonetinae Bronn, 1862
Chonetes sp. Fischer de Waldheim, 1830

Beschreibung

Semizirkulare Schale; Klappen konkavo - konvex; Pseudodeltidium vorhanden; im allgemeinen nach anterior lamellenlos; keine Brachialrippen entwickelt.

Bemerkung: Es liegen leicht deformierte Klappen vor.

Mollusca Cuvier, 1797
Bivalvia Linné, 1758
Pteriomorphia Beurlen, 1944
Pterioida Newell, 1965
Pteriina Newell, 1965
Pectinacea Rafinesque, 1815
Pterinopectinidae Newell, 1938
Anulipecten sp. Ruzicka, Prantl & Pribyl, 1959

Beschreibung

Der Scharnierrand ist länger als die Schale hoch; die Skulpturierung der Schale besteht aus konzentrischen Fila. Costella nur schwach ausgebildet oder ganz fehlend.

Bemerkung: Exemplar mit beschädigter anterior Auricel Des weiteren finden sich überwiegend Columnaliae unbestimmter Crinoiden, sowie Byozoen, welche aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes nicht weiter bestimmt werden konnten. Das Trägermaterial der Fossilien bildet ein sowohl kompositionell als auch strukturell sehr unreifer Sandstein. Neben granitischen Komponenten mit z.T. schriftgranitischer Struktur finden sich quarzitische Fragmente mit suturierten Quarzindividuen. Dominant sind vulkanische Komponenten vertreten, welche sich als trachytisch erwiesen. Durch den Umstand, daß die fossilführenden Schichten bei bisherigen Arbeiten nur in Form von Lesesteinen angetroffen wurden und dadurch das unmittelbar Hangende und Liegende unklar geblieben ist, wird eine fazielle Interpretation erschwert. Die kompositionelle / strukturelle Unreife, der Erhalt von undulösen Quarzen sowie die Beobachtung, daß neben den isolierten Columnaliae auch längere Columnafragmente vorliegen, deutet auf eine geringe Transportweite und keine wiederholte Aufarbeitung des Sedimentes hin. Die Sedimentpetrographie des Trägermaterials läßt ein Liefergebiet vermuten, welches durch einen trachytischen Vulkanismus gekennzeichnet war, dessen Produkte zusammen mit Graniten und Metamorphiten zur Erosion anstanden. Aufgrund der Faunenassoziation bestehend aus Brachiopoden, Bivalven, Crinoiden und Bryozoen scheint eine Zuordnung in den Bereich des klastischen Schelfs als Sedimentationsmilieu am wahrscheinlichsten (vgl. McKerrow, 1992).

Danksagung

Der Verfasser dankt Prof. Dr. R. Maass, Dipl. Geol. M. Rauer und Prof. Dr. W. Wimmenauer für die freundliche Unterstützung.


M. Montenari, Geologisches Institut der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Albertstr. 23B 79104 Freiburg i. Br.; e-mail: monte@perm.geologie.uni-freiburg.de

Literatur:

Benecke, W. & Bücking, H. (1898): Calceola sandalina im oberen Breuschtal. - Mitt. geol. Landesanstalt Elsass - Lothr., 4: 105 - 111; Straßburg.

Blanalt, J.G & Doubinger, J. (1973): Données nouvelles sur la stratigraphie des terrains sedimentaires Dévono - Dinantiens de la Vallée de la Bruche (Vosges Septentrionales). - Sci. Géol., Bull., 26 (1): 69 - 74, 1 Abb.; Strasbourg.

Braun, A., Maass, R. & Schmidt - Effing, R. (1992): Oberdevonische Radiolarien aus dem Breuschtal (Nord - Vogesen, Elsaß) und ihr regionaler und stratigraphischer Zusammenhang. -N. Jb.Geol. Paläont., Abh., 1992 ( 185): 161 - 178; Stuttgart.

Dubois, G. & Dubois, C. (1955): La géologie de l´Alsace. - Mém. Serv. Ct. Géol. Alsace - Lorraine, 13: 1 - 310; Strasbourg.

Figge, K. (1968): Ober - Devon im Breuschtal der Vogesen. - N. Jb. Geol. Paläont., Mh. 1968 (4): 195 - 200; Stuttgart.

Firtion, F. (1957): Les élément paléontologiques dévoniens du Val de Bruche. - Ann. Univ. Saraviensis Sci., 6 (2/3): 97 - 184, 10 Taf.; Saarbrücken.

Gremmelsbacher, B. (1988): Geologie des Paläozoikums im Bereich Netzenbachtal / Lutzelhouse (Nordvogesen). - Dipl. Arbeit Univ. Freiburg i. Br.: 73 S.; Freiburg i. Br.

Hoffmann, V. (1988): Geologie des Devono - Karbons im Bereich Grendelbruch / Oberhaslach (Nordvogesen). - Dipl. Arbeit Univ. Freiburg i. Br.: 82 S.; Freiburg i. Br.

Jaeckel, O. (1888): Über mitteldevonische Schichten im Breuschtal. - Mitt. geol. Landesamt Elsass -Lothr., 1: 229 - 239; Staßburg.

McKerrow, W.S. (1992): Ökologie der Fossilien. - 248 S., 88 Abb., 16 Kt.; Stuttgart (Frankh -Kosmos).

Schneider, P. (1990): Geologie des Devono - Karbons im Bereich Tommelsbach / Wisches (Nordvogesen). - Dipl. Arbeit Univ Freiburg i. Br.: 88 S; Freiburg i. Br.

Wickert, F.U. (1980): Geologie des mittleren Breuschtales zwischen Barembach und Muhlbach sur - Bruche (Nordvogesen). - Dipl. Arbeit Univ. Freiburg i. Br.: 54 S.; Freiburg i. Br.

Wolter, K.E. (1983): Geologie des mittleren Breuschtales nördlich von Schirmeck (Nordvogesen). -Dipl. Arbeit Univ. Freiburg i. Br.: 67 S.; Freiburg i. Br.


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