Extended Abstract

Vortrag wegen des Streiks ausgefallen

Geologie im Paläozoikum der Südvogesen

- das Thalhorn, ein Bereich der "Klippenlinie"-



Grundlage der vorliegenden Arbeit ist die Kartierung des Thalhornbereiches. Es handelt sich hierbei um einen Bereich der sogenannten Klippenlinie. Das Kartiergebiet liegt in den Südvogesen, genau westlich der Ortschaft Oderen im Thurtal, ca. 18 km nordwestlich der Stadt Thann.Schwerpunkt der Arbeit war die Überprüfung der Klippenlinie im Hinblick auf ihre bisherige Stellung als äußerst wichtige Überschiebungszone in den Südvogesen.

Nach der bisherigen Meinung bestand die Besonderheit der Klippenlinie darin, daß sie (anders als andere Störungen der Südvogesen) tektonisch eingeschuppte Gesteinskörper enthalten sollte, die aus Grundgebirgsassoziation (Ultramafite, Gneise) und unmetamorphen Sedimenten (Grauwacken, Konglomerate) bestünden. Man war der Auffassung, daß es sich um abgeschürfte Gesteine der devonisch-karbonischen Basis handle. Entsprechend nahm man an, daß sie noch jeweils von oberdevonischen Schichten, als ältestem Verband, umkleidet wurden, welche ebenfalls noch den tektonischen Spänen zuzurechnen seien. Diese Vorstellung kann nach den eigenen Erfahrungen nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Nur in einem Fall konnten bisher gesichert devonische Sedimente in der Nachbarschaft der Klippen ausgemacht werden, nämlich am Markstein, wo Conodontenfunde eine stratigraphische Einstufung ins Oberdevon (wahrscheinlich Oberdevon II-III) möglich machen (Maass & Stoppel 1982). Allerdings grenzen diese hier jedoch tektonisch an jene Sedimente, welche die angeblichen tektonischen Späne enthalten. In allen Fällen sind die sogenannten Klippengesteine als Fremdgesteinskörper in karbonische Sedimente eingebettet, die jeweils eine auffällig gleiche Fazies aufweisen. Diese Fazies charakterisiert sich durch mächtige Folgen von laminierten, tonigen Sedimenten mit seltenen Einlagerungen von Grauwackebänken. In einzelnen Bereichen läßt sich diese Fazies durch fossilführende Rinnenschüttungen (umgelagerte, detritische Flachwasserkalke) oder Rutschkörper als oberes Visé nachweisen. Ansonsten sind die Sedimente sehr fossilarm und monoton.

Die bisher als tektonische Schürflinge angesehenen Fremdgesteinskörper sind in fast allen Vorkommen nachweisbar als isolierte Blöcke ungestört in die oberviséischen Sedimente eingelagert. Sie finden sich dabei meist deutlich entfernt von der Klippenlinienstörung (z.B. etwa 1km im Bereich des Rennbaechelfelsens) oder sind gar unabhängig von derselben (Murbach, Willer sur Thur). Nur in zwei Fällen, nämlich am Markstein und am Thalhorn, tangiert die Klippenlinienstörung örtlich unmittelbar die Fremdgesteinskörper. Somit muß gefolgert werden, daß es sich bei diesen Fremdkörpern nicht um tektonische Schürflinge handelt, sondern um synsedimentäre Erscheinungen, die als Olistolithe interpretiert werden.

Die Olistolithe enthalten einerseits eine Grundgebirgsassoziation aus ophiolitischen Ultramafiten und eingeschuppten Gneisen, sowie andererseits unmetamorphe und ungeschieferte Sedimente (Grauwacken mit Geröllführung und fanglomeratische Brekzien). Die amphibolitfaziellen Gneise der Grundgebirgsassoziation weisen eine grünschieferfazielle, retrograde Überprägung auf, sowie eine sekundäre, teils kataklastische, teils duktile Zerstückelung ihrer primären Foliation. Die Ultramafite ihrerseits, insbesondere die Gabbros, erreichen nur eine grünschieferfazielle metamorphe Überprägung mit ebenfalls kataklastischer bzw. duktiler Deformation. Bei den Serpentiniten ist eher eine intensive Verschieferung festzustellen. Die Sedimente der Olistolithe lagern diskordant an diesen Grundgebirgsblöcken an und geben dabei zu erkennen, daß sie ein unregelmäßiges Relief auffüllen.


Dabei zeigen die Konglomerte einen gewissen Ferntranport an, während die fanglomeratischen Brekzien nach Form und Material als geringfügig umgelagerter Hangschutt zu interpretieren sind. Diese Sedimente sind zwar im eigenen Gebiet (nicht so in den anderen Klippenvorkommen) durch den benachbarten Granit kontaktmetamorph überprägt (Hornfelsbildung), zeigen jedoch keine grünschieferfazielle Regionalmetamorphose. Ebensowenig weisen sie die in der Grundgebirgsassoziation festzustellenden kataklastischen bis duktilen Scherbahnen bzw. Zerstückelungsbereiche auf. Hieraus ist zu schließen, daß die Gesteine der Grundgebirgsassoziation mindestens von einem prä-oberdevonischen, tektonometamorphen Vorgang mit anschließender erheblicher Erosion betroffen wurde, ehe sie von jüngeren Sedimenten (vermutlich devonischen Alters) überdeckt wurden. Erst viel später, vermutlich im oberen Visé, erfolgte die synsedimentäre Umlagerung als Olistostrom.

Ein Hinweis auf das Alter des tektonometamorphen Vorganges in den Grundgebirgs-fremdgesteinen konnte daraus abgeleitet werden, daß im Schwarzwald (Badenweiler-Lenzkirch-Zone) ordovizisch-silurische, ebenfalls grünschieferfazielle und intensiv geschieferte Sedimente häufig Gabbrogerölle enthalten. Derartige Sedimente liegen sowohl dort in unmetamorphen und ungeschieferten Einheiten des devonisch-karbonischen Grenzbereiches als Gerölle vor, als auch in den karbonischen Konglomeraten des Marksteinbereiches der Südvogesen. Der Vorgang wäre demnach etwa auf die Übergangszeit Silur-Unterdevon einzugrenzen.

Während die Begleitsedimente der Olistolithe nach Vergleich mit den faziell entsprechenden Gesteinen der fossilführenden, anderen Vorkommen der oberviséischen Mittleren Einheit angehören, weisen sich die stärker Grauwacken führenden Sedimente im Norden des Kartiergebietes, jenseits der E-W verlaufenden Störung, durch das Auftreten von Basalten als Teile der Unteren Einheit (Devon - unteres Karbon) aus. Die trennende Störungslinie ist nach bisheriger, wie auch nach eigener Auffassung, als Fortsetzung der Klippenlinie zu sehen, welche sinistral entlang der Wildensteinstörung versetzt wurde. Es handelt sich dabei um eine steile Bewegungsbahn, die in ihrer Nachbarschaft keine erkennbaren Deformations-erscheinungen hinterlassen hat. Sie unterscheidet sich in ihrem Auftreten in keiner Weise von anderen Störungen der Südvogesen, etwa der Thurtalstörung oder der Störung, welche die Bereiche Malvaux - Oderen trennt. Über ihren Charakter (Überschiebung oder Blattverschiebung) ist ebensowenig eine Aussage zu treffen, wie über den Betrag ihres Versatzes.

Der von Krohe & Eisbacher (1988) aufgestellte Bezug zur Badenweiler-Lenzkirch-Zone ist aus mehrfachen Gründen nicht nachzuvollziehen. Einerseits ist nach den etwa N-S-verlaufenden Blattverschiebungen in den Südvogesen (vgl. Maass 1988) der Schwarzwald um etwa 30 km versetzt, wodurch die Badenweiler-Lenzkirch-Zone auf die Höhe von Belfort zu liegen kommt. Andereseits fehlt an der Klippenlinie die Einbeziehung von metamorphen Einheiten des tieferen Grundgebirges oder von grünschieferfaziellen, altpaläozoischen Sedimenten, wie dies im Schwarzwald (BLZ) der Fall ist.

Diplomanden-Doktoranden Seminar WS 97/98

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